Nachdem der Superstar der internationalen Golfszene durch seine privaten Eskapaden wochenlang die Boulevardblätter der Welt mit Enthüllungen aus seinem Privatleben gefüttert hatte, äußerst sich der Medienforscher Dr. Steffen Burkhardt, der an der Hamburg Media School lehrt, in einem Interview über die Ursachen der Medienpräsenz von Prominenz aus Sport und Politik.

Burkhardt erläuterte, dass Sexaffären in den Vereinigten Staaten immer im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses stünden. Auch Präsidentschaftskandidaten wie John Edwards, im Präsidentschaftswahlkampf der Konkurrent von Obama und Hillary Clinton, musste sich zurückziehen, als die Affäre mit seiner Geliebten bekannt wurde. Ehebruch bei Politikern wird von der amerikanischen Öffentlichkeit kaum toleriert, bei Sportlern sei die Gesellschaft allerdings weniger streng. So ist der amerikanische Basketball-Star Michael Jordan trotz seiner Affären sehr populär, vergleichbar mit Franz Beckenbauer oder Boris Becker in Deutschland. Bei Tiger Woods könnte die Gesellschaft jedoch weniger nachsichtig sein. Denn Golf ist für die Amerikaner mehr als ein Sport, es ist eher ein Lebensgefühl, das mit dem bisherigen Saubermann-Image des Stargolfers gefeiert wurde. Bis zu den öffentlichen Enthüllungen stand Tiger Woods – vergleichbar mit dem Image des amerikanischen Präsidenten Obama – für einen farbigen Mann mit einwandfreiem Image, der sich souverän und gelassen einem beliebten Volkssport widmete. Er schirmte sich von der Außenwelt ab, gab kaum Interviews und wurde von der Öffentlichkeit ausschließlich mit dem Golfsport in Verbindung gebracht. Im Rückblick hatte er für viele die Aura eines asexuellen Heiligen.

Besondere Kritik werde nun an seinem Krisenmanagement laut. Sexaffären haben sich auch schon andere Prominente geleistet. Doch die Tatsache, dass er Informationen nur über seine Homepage verbreite und auch erst, nachdem er zuvor die Grundlagen der Enthüllungen geleugnet hatte, zeige, dass er aus den Fehlern, die seinerzeit Bill Clinton machte, nichts gelernt hat. Wer sich zurückziehe, gerate in den Verdacht, etwas zu verstecken. Letzten Endes würden die zahlreichen Presseberichte aber mehr über die moderne Mediengesellschaft als über den Golfstar aussagen und die Bedürfnisse der Voyeure befriedigen.